Marys Blick hinter die Kulissen

Für viele von uns ist der Job mehr als nur eine Einkommensquelle – er ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, der unsere Identität und unser Wohlbefinden maßgeblich beeinflusst. Darum ist es wichtig einen Arbeitsplatz zu finden, an dem man sich nicht nur wohlfühlt, sondern auch wertgeschätzt wird. Aber gerade das, ist für Menschen mit Beeinträchtigung oft eine sehr große Herausforderung. Auch für Mary.

 

Mary arbeitet seit Juli 2023 bei uns als Büromitarbeiterin und erzählt uns im Interview von ihren Erfahrungen und Schwierigkeiten, wie sie zur IMA gekommen ist und mehr.

Danke Mary, dass du dir Zeit für ein Gespräch mit uns nimmst.

Stell dich bitte kurz vor und erzähle welche Ausbildung und beruflichen Erfahrungen du bereits gemacht hast.

 

Ich heiße Merima, aber alle nennen mich Mary, und ich bin 35 Jahre alt.

Meine Berufsausbildung habe ich bei der Miteinander GmbH als Bürogehilfin und als Bürokauffrau mit Teilqualifikation gemacht. Um die Lehre erfolgreich abschließen zu können, habe ich noch ein Jahr drangehängt.

Danach habe ich in Vöcklabruck in einer vollbetreuten Wohngruppe gewohnt und viele verschiedene Berufe (Anm. Red.: in einer geschützten Werkstätte) ausgeübt. Es waren recht interessante Jobs, aber ich habe leider keinen normalen Verdienst erhalten, weil sie zum „dritten Arbeitsmarkt“ gehören.

Interview Mary 2

Unter anderem habe ich in der Pferde- und Kleintierpflege in Regau und Straßwalchen, in einem Reitstall, gearbeitet. Dort habe ich viel gelernt und es ist mir von großem Nutzen, weil ich mir später ein eigenes Pferd gekauft habe.  Nebenbei habe ich auch noch Rezensionen für eine Stadtbücherei sowie für Schulbibliotheken geschrieben, für Bücher und auch für Medien. Darüber hinaus habe ich freiberuflich für eine Zeitung bei Kolumnen mitgeschrieben und Artikel erstellt.

 

Obwohl mir die Aufgaben Spaß gemacht haben, fühlte ich mich am Ende doch etwas ausgenutzt. Darum wollte ich immer schon „richtig“ arbeiten gehen und mein eigenes Geld verdienen, nur wurde ich immer klein gehalten. Es geht um Wertschätzung. Nur weil wir beinträchtig sind, heißt das nicht, dass wir nicht selbst Entscheidungen treffen können. Ich bin ein erwachsener Mensch und genauso, will ich auch behandelt werden. Ich will nicht, dass man für mich entscheidet und man mir sagt, dass ich zu wenig bin.

 

Darum lebe ich auch mittlerweile in Linz und bin viel selbstständiger und unabhängiger.

Seit 2000 arbeite ich geringfügig bei einem Personaldienstleiter, dort mache ich Computer Eingaben und kümmere mich um das Schreddern von Akten.

Und seit Juli 2023 bin ich hier bei euch.

Und wie bist du zur IMA gekommen?

 

Ich erhalte eine super Unterstützung von meinem Peer-Berater* und Freund Hannes von Assista. Er hat das Jobinserat gefunden, an mich weitergeleitet und mir bei der Bewerbung geholfen.

Dazu gibt es eine witzige Geschichte. (lacht) Als ich die Stellenausschreibung gesehen habe, dachte ich schon, den Gerhard Burgstaller (Anm. Red.: Bereichsleiter bei IMA), den kenne ich. Und ich habe ihn dann auch beim ersten Telefonat gleich drauf angesprochen. 

Gerhard war nämlich vorher ebenfalls bei dem Personaldienstleiter, da habe ich ihn kennengelernt. Und ich war die letzte Person, die er dort eingestellt hat.

 

Interview Mary 7

*Anm. Red.: Peer-Berater:innen, sind Menschen mit einer Beeinträchtigung, die Menschen mit körperlicher, psychischer oder mentaler Behinderung oder einer Lernschwäche begleiten und unterstützen. Dabei geht es nicht nur um Themen, wie Jobsuche oder Herausforderungen in der Arbeit, sondern auch um Themen die Familie, Freunde und Freizeit betreffen.

Hast du bei der Arbeitssuche Einschränkungen oder Herausforderungen erlebt?

Wie hast du diese bewältigt? Gibt es für dich noch immer Herausforderungen?

 

Ja, habe ich. Ganz, ganz viele sogar.

Die Arbeitssuche ist sehr schwierig, da es viele Vorurteile gibt. Weiters ist es als Rollstuhlfahrerin nicht leicht einen Job zu finden, wo die Arbeitsbedingungen passen. Unter anderem haben sich auch die Voraussetzungen für einen Bürojob verändert. Die meisten Unternehmen möchten nur mehr Maturant:innen oder fertig Ausgebildete einstellen. Ich habe aber keine Matura, da Rollstuhlfahrer:innen früher keine Möglichkeit für eine weiterführende Ausbildung hatten.

 

Ich habe oft überlegt eine zusätzliche Ausbildung zu machen, wie zum Beispiel zur Medienfachfrau oder im Bereich Bilderbearbeitung. Nur diese ist teuer und ich muss sie mir selbst finanzieren. Wenn ich das wirklich will, muss ich kreativ werden, um mein Ziel zu erreichen. Eine Idee meines Peer-Beraters Hannes ist, dass wir uns einen Sponsor für diesen Kurs suchen.

(Anm. Red.: Vielleicht findet sich ja unter unseren Lesern Jemand oder ein Unternehmen, der/die Mary bei der Umsetzung ihres Traumes unterstützen möchte. ????)

 

Selbstbestimmung als beeinträchtigte Person ist mir sehr wichtig. Es wird aber ohne Unterstützung vor Ort nicht ganz funktionieren, da ich motorisch etwas langsamer bin. Mein Peer-Berater hatte zum Beispiel als Arbeitsassistenz einen Zivildiener in der Ausbildung, der ihm geholfen hat, und diese Art der Hilfestellung klären wir gerade für mich ab.

 

Wir wünschen dir auf jeden Fall alles Gute, dass du dein Vorhaben eine neue Ausbildung zu starten, erreichen und umsetzen kannst – ohne zu großen Herausforderungen.

Wie gefällt es dir bisher in unserer Firma? Wie gefällt dir die Zusammenarbeit mit deinen Kolleg:innen? Was gefällt dir an deiner Arbeit?

 

Ich bin Gerhard unheimlich dankbar, dass ich hier arbeiten darf. Ich bin wirklich gerne hier, weil ich wertgeschätzt werde. Darum fühle mich auch sehr wohl hier.

Ich bin auch sehr offen dafür, mehr zu arbeiten, aber das ist seitens der IMA derzeit nicht möglich.

Interview Mary 10
ima burgstaller glas

Gerhard Burgstaller
Bereichsleiter - Engineering Services

„Mary ist nicht nur eine zuverlässige Stütze in der Administration, sondern mit ihrer positiven Ausstrahlung, auch in stressigen Situationen eine Bereicherung für das Team.“

Erzähle bitte über deine Aufgaben / deinen Aufgabenbereich:

 

Ich erstelle unter anderem Listen. Zum Beispiel trage ich aktuelle die Informationen der Gewinnspielkarten von den Schul- /Karrieremessen ein, damit die Jugendlichen mit Newsletter beschickt werden können.

Da wünsche ich mir oft, dass die Schüler schöner schreiben. (lacht) Wenn ich die Schrift nicht lesen kann, muss ich meine Kolleginnen fragen und dann fühlt es sich für mich so an, als könnte ich nicht selbstständig arbeiten.

 

Wenn du dich an das letzte Jahr erinnerst… Gibt es da irgendein Highlight, eine besondere Szene, Aufgabenstellung, die dir in Erinnerung geblieben ist?

 

Die IMA-Weihnachtsfeier war sehr schön, ich hatte da viele schöne Gespräche. Ich fühle mich auch als geringfügige Mitarbeiterin wirklich gut aufgehoben, weil meine Kolleg:innen Interesse an mir zeigen.

Was machst du in deiner Freizeit / Hobby? Oder arbeitest du noch wo anders?

Welche Interessen hast du? 

 

Ich bin extrem viel bei meinem Pferd „Honey“. Sie ist mein wichtigster Anker, weil ich eben schon sehr viel durchgemacht hab und „Honey“ hilft mir dabei oder damit umzugehen. Pferde sind einfach die besten Therapeuten.

 

Sonst zeichne ich auch gerne. Ich bin tatsächlich ein Anime- und Manga-Freak. Ich war auch schon zweimal auf einer Anime Convention, dort habe ich viele interessante Leute kennen gelernt. Mit meinen Freunden gehe ich auch gerne auf Metall Konzerte, wo es regelmäßig „knallt“. Meine Lieblingsband ist „We Blame the Empire“ aus Vöcklabruck.

Interview Mary 3

DANKE für das nette und offene Gespräch.